Jagdhundetraining
So trainieren Sie Ihren Jagdhund auf die Duftsuche
Das Training Ihres Jagdhundes für die Geruchserkennung kann Ihnen deutlich erfolgreichere Jagdtage ermöglichen. Doch wie funktioniert der Geruchssinn des Jagdhundes genau und wie können Sie ihn gezielt verbessern?
Das Verständnis von Duft und Duftbedingungen kann beim Einsatz von Jagdhunden einen entscheidenden Unterschied machen. Tatsächlich müsste man eher sagen: Das Bemühen, Duft und Duftbedingungen zu verstehen, kann den Unterschied ausmachen. Denn als Menschen können wir die Leistungsfähigkeit der feinen Nase eines Hundes niemals vollständig erfassen. Im Laufe der Jahre wurden hunderte Jagdhunde unter unterschiedlichsten Bedingungen beobachtet, wobei das Thema Duft selbst für erfahrene Führer häufig eine Herausforderung darstellt.

Zu Beginn dieser Trainingsübung reiben Sie das Kaninchen oder den Vogel immer kreisförmig am Anfang der Fährte ein.
WETTERBEDINGUNGEN
Bei einem Retriever-Wettbewerb fielen am letzten Treiben des Tages mehrere geschossene Vögel in relativ dichtem, aber niedrigem Bewuchs. Die Lufttemperatur sank schnell, und ein kalter Nebel zog auf.
Obwohl die Duftbedingungen als günstig hätten eingeschätzt werden können, verfehlten zwei Hunde ihre Apportel und liefen direkt über die Vögel hinweg. Die genaue Ursache ist unklar, doch es wird vermutet, dass die sinkende Temperatur in Kombination mit dem Nebel die Duftverhältnisse erheblich verschlechterte, sodass die Hunde die Vögel nicht wahrnehmen konnten.
Es ist allgemein bekannt, dass an heißen, trockenen Tagen die Duftverhältnisse für Hunde ungünstig sind, ebenso kann starker Regen die Bedingungen deutlich erschweren. Führer sollten Umweltbedingungen berücksichtigen und die Erwartungen an die Hunde entsprechend anpassen, wenn diese Schwierigkeiten haben, den Duft geschossener Tiere aufzunehmen. Ein weiterer oft unterschätzter Faktor ist der Wind und dessen Richtung, die den Duft erheblich beeinflussen können.

WINDRICHTUNG
Führer von Vorstehhunden sind sich der Bedeutung des Windes und seiner Wirkung auf ihre Hunde oft sehr bewusst. Wann immer möglich, wird versucht, die Hunde gegen den vorherrschenden Wind arbeiten zu lassen, sodass der Duft direkt auf die laufenden Hunde zutreibt. Dies trägt dazu bei, die jagdlichen Fähigkeiten der Hunde optimal zu nutzen.
Doch wie bei vielen Aspekten der Jagdhundarbeit ist die Sache nicht ganz so einfach. Gelegentlich ist eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem Gelände erforderlich, um den vierbeinigen Jagdbegleitern bestmöglich zu helfen. Vor einigen Jahren wurde eine interessante Demonstration eines bekannten Deutsch Kurzhaar-Ausbilders gezeigt. Mithilfe eines Rauchstabs veranschaulichte er, wie der Wind in Bodennähe um Bäume und Büsche wirbeln kann – eine sehr aufschlussreiche Erkenntnis, die tatsächlich von Bedeutung ist.
Stellen Sie sich vor, ein Vogel liegt unter einem Baum auf einem Feld, und der Wind weht von links nach rechts. Logisch wäre es, den Hund vom Wind her an den Vogel heranzuführen. Doch der Wind kann durch den Baum abgelenkt werden, sodass der Duft des Vogels nicht unbedingt dem Wind folgt. Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Apport erscheint, kann für den Hund daher zur Herausforderung werden.

Heiße Fährte
Beim Thema Bodenduft ist ein erfahrener Jagdhund in der Lage, zwischen der „heißen“ Fußfährte von unverletzt flüchtendem Wild und dem Duft eines geschossenen Vogels zu unterscheiden, der entweder tot oder verletzt ist.
Ein toter Vogel verströmt in der Regel den Geruch von Blut, aber auch Rückstände von Schießpulver und Schrot, während ein verletzter Vogel zusätzlich Endorphine (natürliche Schmerzmittel) und Adrenalin aussendet.
Beobachtungen zeigen, dass ein Hund, der auf der Fährte eines Fluchters ist, oft deutlich schneller wird. Dies liegt daran, dass der natürliche Instinkt des Hundes aktiviert wird und er sich als Jäger auf die Verfolgung eines verletzten Beutetiers konzentriert. Glücklicherweise töten und fressen die meisten Jagdhunde den Fluchter nicht, sondern apportieren ihn zuverlässig zum Führer zurück, dies ist eine bemerkenswerte Fähigkeit.

Perfekte Bedingungen
Eine häufig gestellte und diskutierte Frage lautet: „Was sind die perfekten Duftbedingungen?“ Als Menschen wird man diese Frage wohl nie vollständig beantworten können. Es ist jedoch deutlich zu erkennen, dass Hunde, die normalerweise mit der Nase am Boden arbeiten – wie Labradore und Spaniels – an warmen Tagen, wenn das Gras stark mit Tau bedeckt ist, ihren Kopf etwas heben.
Das liegt daran, dass durch die Erwärmung des nassen Grases durch die Sonne Wassermoleküle zusammen mit dem Duft des Apportels verdunsten. Infolgedessen nimmt der Hund die Fährte etwa 15 bis 20 Zentimeter über dem Boden auf.
Die sogenannten HPR-Rassen (Retriever, Setter und Pointer) sowie Flat Coated und Golden Retriever arbeiten generell mit einer etwas höheren Kopfhaltung und orientieren sich eher am Luftduft als am Bodenduft. Natürlich passen sich alle Hunde ihren Arbeitsstil den jeweiligen Bedingungen an.

TRAINING TIPPS
Nicht jeder hat Zugang zu Gelände, in dem er seine Hunde beim Schuss trainieren kann. Dennoch lässt sich der Hund an die Fährten von geschossenem Wild gewöhnen – auch wenn es sich dabei um kaltes Wild oder künstlichen Schussduft handelt.
Die meisten Führer verfügen über eine Wurfapportelmaschine oder eine Signalpistole. Mit einer Platzpatrone kann in der Nähe eines toten Wildtieres, etwa eines Vogels oder Hasen, geschossen werden. Anschließend wird das Apportel am Ende einer Leine gezogen, um eine Duftfährte zu erzeugen. Dies sollte selbstverständlich erfolgen, während der Hund außer Sichtweite ist.

Künstliche Duftfährte anlegen
Zu Beginn dieser Trainingsübung reiben Sie das Wild, etwa einen Hasen oder Vogel, zunächst kreisförmig am Anfang der Fährte ein. Dies simuliert den „Fallbereich“. Anschließend ziehen Sie das Apportel zunächst geradeaus. Mit zunehmender Sicherheit des Hundes können Sie die Distanz vergrößern und eine Kurve in die Fährte legen, um die Aufgabe für den Hund anspruchsvoller zu gestalten.
Berücksichtigen Sie dabei stets die Windrichtung und zeigen Sie dem Hund zunächst die unmittelbare Umgebung des „Fallbereichs“. Sobald der Hund den Duft aufgenommen hat, lassen Sie ihn selbstständig die Fährte verfolgen. Es ist faszinierend, einem jungen Hund dabei zuzusehen, wie er herausfindet, in welche Richtung die Fährte führt. Und natürlich sorgt es für Freude, wenn der Hund an einem Jagdtag einen lebhaften Fasan aufspürt und erfolgreich apportiert.

Eine weitere Übung, die sich sehr gut bewährt hat, ist das Anlegen einer Fährte mit einem Tennisball, idealerweise einem mit Fellüberzug, da dieser eine bessere Duftspur hinterlässt. Es ist ratsam, den Hund dabei bei sich zu haben und ihm während des Ausrollens des Balls die Augen zu bedecken, sodass er weiß, dass es etwas zu finden gibt, aber nicht sieht, wo der Ball landet.
Am besten üben Sie diese Methode, wenn das Gras feucht ist, da der Ball dann eine bessere Duftspur hinterlässt. Mit zunehmendem Selbstvertrauen des Hundes rollen Sie den Ball aus verschiedenen Winkeln und auch in dichteres Deckungsgelände, sodass der Hund seine Nase richtig einsetzen muss. Zusätzlich können Sie die Übung variieren, indem der Wind aus unterschiedlichen Richtungen weht. All dies trägt dazu bei, die Erfahrung des Hundes zu erweitern.

In Zusammenarbeit mit Nick Ridley, einem regelmäßigen Autor für mehrere britische Jagdmagazine. Er zählt zu Großbritanniens führenden Jagdhundfotografen und ist ein erfahrener Jagdhundetrainer.