Jagdhundetraining
So erhalten Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Jagdhundes
Wenn die Ausbildung Ihres Jagdhundes im Sommer vernachlässigt wird, zeigt sich dies schnell und die Situation kann rasch außer Kontrolle geraten. Doch keine Sorge. Mit einer Reihe verschiedener Übungen können Sie Ihren Hund rechtzeitig für die Jagdsaison fit machen.
„Das Wichtigste ist, stets das Ziel vor Augen zu haben, mit einem gut ausgebildeten Jagdhund in die Saison zu starten.“
Es steht außer Frage, dass wir am Ende der Jagdsaison einen ganz anderen Hund vor uns haben als noch im September zu Beginn der Saison. Tatsächlich leiden viele Hunde am sogenannten „Januar-Hund-Syndrom“ – kurz JHS genannt.
In der vergangenen Saison absolvierte ich mit meinem Cocker Spaniel „Ted“ über siebenundsechzig Tage im Revier. Dabei konnte ich nicht nur viele erfolgreiche Jagdtage mit dem Hund erleben, sondern wir arbeiteten auch an der Schützenlinie bei zahlreichen Drückjagden und verbrachten unzählige Stunden mit dem Aufsammeln des Wildes.
Im Durchschnitt legte ich täglich über 16 Kilometer in unterschiedlichem Gelände zurück. Der kleine Hund dürfte dabei mindestens das Fünffache an Strecke bewältigt haben, oft durch dichtes Gestrüpp und schwer zugänglichen Farn. Nach fünf Monaten intensiver körperlicher Arbeit gönne ich den Hunden zunächst eine wohlverdiente Pause von etwa einem Monat. Sie benötigen diese Zeit, um sowohl körperlich als auch geistig zu regenerieren.

Ausgewogene Fütterung für Jagdhunde
In den Wintermonaten, wenn die Hunde intensiv arbeiten, achte ich darauf, sie mit einem hochwertigen, ausgewogenen Futter und in ausreichender Menge zu versorgen. An kalten, nassen Tagen kann man förmlich zusehen, wie die Hunde an Gewicht verlieren – besonders bei Rassen wie dem Cocker Spaniel oder allgemein bei Hunden mit dünnerem Fell.
Über die Sommermonate stelle ich auf ein proteinärmeres Futter um. Das reduziert etwas die überschüssige Energie, und durch die geringere Bewegung nehmen die Hunde meist etwas zu. Ich bin der Überzeugung, dass ein leistungsstarker Jagdhund während eines Jagdtages auf Körperreserven zurückgreifen können muss – insbesondere dann, wenn er an der Treiberlinie arbeitet und über mehrere Stunden hinweg durchhält.
Ist der Hund zu „leicht“ gehalten, hat er keine Reserven, und ich habe mehr als einmal erlebt, dass ein Jagdhund regelrecht zusammenbricht, weil er seine Energievorräte vollständig aufgebraucht hat. Ein übergewichtiger Hund ist jedoch ebenso ungeeignet. Daher beginne ich gegen Ende Juli oder Anfang August mit der Umstellung auf ein eiweißreicheres Futter und steigere gleichzeitig das Trainingspensum.

So bringen Sie Ihren Jagdhund in Topform
Wenn Sie Zugang zu einem sauberen See, Bach oder Teich haben, lässt sich dieses Gelände ideal ins Training einbinden. Achten Sie jedoch unbedingt darauf, dass das Gewässer frei von Blaualgen und Unterwasserhindernissen ist. Manche Jagdhunde springen mit großer Begeisterung ins Wasser – so spektakulär das aussieht, es kann schnell gefährlich werden, wenn sich etwa ein umgestürzter Baum oder andere Hindernisse unter der Oberfläche befinden.
Eine besonders wertvolle Trainingsmethode, die ich vor einigen Jahren von einem erfahrenen Ausbilder gelernt habe: Werfen Sie beim Wassertraining nicht alle Apportel ins offene Wasser. Platzieren Sie einige gezielt am gegenüberliegenden Ufer. Angeschossenes Wasserwild sucht oft Deckung am Rand des Gewässers. Wird ein Hund ausschließlich darauf trainiert, in der Mitte des Wassers zu suchen, schwimmt er häufig ziellos umher, anstatt gezielt die Uferbereiche abzusuchen.
Fit für die Saison
Je näher die Jagdsaison rückt, desto wichtiger ist es, die täglichen Spaziergänge nach und nach zu verlängern. Dies steigert nicht nur die Kondition Ihres Hundes, sondern bringt auch Sie selbst wieder in Form.
Straßenspaziergänge sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, um Muskulatur und Pfoten zu kräftigen. Gleichzeitig bietet sich die Gelegenheit, die Leinenführigkeit zu verbessern – ein Bereich, der während der Jagdsaison oft vernachlässigt wird. Widmen Sie diesem Thema bewusst Zeit: enge Kreise, Achten oder andere Führübungen fördern die Konzentration und Präzision des Hundes.
Nutzen Sie außerdem unebenes Gelände. Wer meist auf ebenen Wegen, Feldern oder Parkflächen unterwegs ist, sollte gezielt auf raueren Untergrund ausweichen – mit hohem Gras, Trittspuren, Senken und Wellen. So verbessern Sie nicht nur die körperliche Fitness, sondern trainieren auch, dass der Hund im schwierigen Gelände eng bei Ihnen bleibt.

Geist und Körper trainieren: So halten Sie Ihren Jagdhund fit und konzentriert
Suchmuster kontrollieren: So bleibt Ihr Jagdhund in Reichweite
Bei Vorstehhunderassen zeigt sich nach einer durchgearbeiteten Jagdsaison häufig ein bekanntes Problem: Der Hund jagt zu weit vom Führer entfernt oder zieht das Suchmuster zu groß auf. Das bringt gleich zwei Schwierigkeiten mit sich. Zum einen wird Wild oft außerhalb der Schussdistanz hochgemacht, was die Chancen auf einen sauberen Schuss deutlich verringert. Zum anderen steigt mit zunehmender Eigenständigkeit die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund dem Wild nachsetzt – ein Verhalten, das bei einem gut geführten Jagdhund nicht erwünscht ist.
Es ist nahezu unmöglich, die reale Atmosphäre eines Jagdtages im Training exakt nachzustellen. Das gezielte Fördern der Jagdpassion in den warmen Monaten kann sogar kontraproduktiv sein – vor allem dann, wenn der Hund beim Suchen nichts findet und daher das Interesse verliert. Dennoch gibt es einige gezielte Übungen, mit denen sich Suchverhalten und Führigkeit auffrischen lassen.

Führerbindung stärken: Belohnung in Ihrer Nähe platzieren
Unabhängig davon, welche Trainingsmethode eingesetzt wird: Der Hund sollte seine Belohnung stets in Ihrer Nähe erhalten. Ziel ist es, ein stabiles Vertrauen aufzubauen – der Hund soll lernen, dass Sie der Ursprung aller positiven Reize sind. So verringert man das Risiko, dass der Hund auf eigene Faust jagt, Wild hochmacht und sich durch Verfolgung selbst belohnt.
Ist der Hund bereits steady, lassen Sie ihn neben sich absitzen – alternativ an der Leine halten. Werfen Sie ein Fellapportel oder einen Tennisball ein kurzes Stück vor dem Hund aus und entfernen Sie sich anschließend aus dessen Sichtfeld, sodass er die Fallstelle verliert. Drehen Sie den Hund um und geben Sie ein Suchkommando – das kann ein verbales Signal oder ein Klick mit den Fingern sein. Wichtig ist nur: bleiben Sie konsequent bei einem Signal.
Führen Sie den Hund langsam in Richtung Fallstelle. Das unübersichtliche Gelände – etwa hohes oder unregelmäßiges Gras – wird das Apportel verdecken, sodass der Hund seine Nase einsetzen und konzentriert arbeiten muss, um es zu finden.

So trainieren Sie Ihren Jagdhund auch ohne natürliche Duftspur
Manche Hunde sind zurückhaltend, wenn es darum geht, auf geruchlosem Gelände zu jagen, und nicht jeder hat Zugang zu gut duftendem Revier. Diese Übung hilft, dieses Problem zu überwinden.
Setzen Sie Ihren Hund neben sich und legen Sie Ihre Hand sanft über seine Augen. Reiben Sie eine Fellattrappe direkt vor Ihnen im Gras, sodass der Hund Duft und Geräusche wahrnimmt.

Der wichtigste Punkt: Legen Sie die Attrappe nicht ab! Halten Sie sie versteckt in Ihrer Tasche oder in der Hand, so dass der Hund sie nicht sieht. Geben Sie den Suchbefehl (z. B. Klick oder Sprachkommando) und lassen Sie den Hund suchen. Der Hund wird durch Duft und Geräusch glauben, dass die Attrappe irgendwo im Gras versteckt ist und die Fläche in Ihrer Nähe absuchen.
Für den nächsten Schritt ist gutes Timing entscheidend: Wenn der Hund mit der Nase unten sucht und Sie nicht anschaut, werfen Sie die Attrappe zu Ihren Füßen und rufen Sie den Hund zurück. Am Anfang sollten Sie die Attrappe schnell ablegen, später können Sie die Suchzeiten verlängern. Wenn alles klappt, findet der Hund die Belohnung direkt neben Ihnen – das stärkt die Verbindung, dass Nähe zum Führer mit Erfolg belohnt wird.
So entsteht eine starke Gewohnheit, nah am Führer zu suchen. Sobald der Hund echte Düfte aufnimmt, wird er den Suchradius erweitern, bleibt aber dank der Ausbildung in akzeptabler Nähe.
Wichtig: Das Ziel ist, mit einem gut trainierten Jagdhund in die Jagdsaison zu starten. Ohne solides Sommertraining zeigen sich bald Defizite, und die Kontrolle kann schnell verloren gehen.

Verfasst in Zusammenarbeit mit Nick Ridley, Autor mehrerer britischer Jagdmagazine. Er zählt zu den führenden Jagdhundefotografen Großbritanniens und ist ein erfahrener Ausbilder für Jagdhunde.