Bewährte Techniken für Jägerinnen und Jäger

Wie Sie sich auf der Pirsch unsichtbar machen

Wer gerne auf der Pirsch ist, so wie ich, und sich während der Jagd viel bewegt, kann mit einigen einfachen Grundsätzen die eigene Präsenz im Revier deutlich minimieren. Ziel ist es, das Wild möglichst wenig zu beunruhigen und seine Aufmerksamkeit nicht unnötig zu wecken. Natürlich ist jede Jagdsituation anders, und vieles lernt man mit der Zeit durch eigene Erfahrung. Dennoch gibt es bewährte Techniken, die Sie berücksichtigen sollten:

Langsam und kontrolliert bewegen
Achten Sie bei jeder Bewegung darauf, diese ruhig, langsam und bewusst auszuführen. Ruckartige oder hastige Bewegungen fallen Wild sofort auf. Stattdessen sollten Sie sich möglichst gleichmäßig und unauffällig fortbewegen. Auch Richtungswechsel sollten fließend erfolgen – abrupte Drehungen wirken für das Wild unnatürlich und können Alarm auslösen.

Gerade beim Angehen von Wildarten wie Rehwild oder Schwarzwild empfiehlt es sich, möglichst direkt auf das Tier zuzugehen. Der Grund: Das periphere Sehvermögen bei Wild aus der Familie der Cerviden ist sehr ausgeprägt, doch die Tiefenwahrnehmung ist vergleichsweise schwach. Seitliche Bewegungen erkennen Rehe und Hirsche besonders schnell – eine langsame, frontale Annäherung ist dagegen weitaus schwieriger zu erkennen.

Achten Sie auf Ihren Tritt
Was banal klingt, ist in der Praxis oft der entscheidende Unterschied: Sobald die Konzentration nachlässt, entstehen unnötige Geräusche. Genau diese verraten Ihre Position schneller, als es jede Bewegung tun würde.

Behalten Sie daher stets den Boden im Blick. Überlegen Sie vorab, wo Ihre nächsten drei Schritte hinführen sollen. Schauen Sie dann wieder auf, gehen Sie die Schritte langsam und kontrolliert – und planen anschließend die nächsten Schritte auf die gleiche Weise. Diese bewusste Fortbewegung reduziert Geräusche und erhöht Ihre Chancen, unbemerkt zu bleiben.

In vielen Fällen ist es nicht Ihre Silhouette, sondern das Knacken eines Astes oder das Rascheln trockener Blätter, das das Wild auf Sie aufmerksam macht. Wer sich leise durch das Revier bewegt, verschafft sich einen echten Vorteil – besonders bei der Pirsch auf aufmerksamkeitsstarkes Wild wie Reh, Schwarzwild oder Gams.

Nutzen Sie die Umgebung zu Ihrem Vorteil
Bei der Fortbewegung im Gelände sollten Sie die natürlichen Gegebenheiten gezielt für Ihre Tarnung einsetzen. Bäume, Felsen, Büsche oder hohe Gräser bieten ideale Deckung, um Ihre Bewegungen zu verschleiern. Nutzen Sie diese Strukturen, um von einer Deckung zur nächsten zu gelangen – immer mit dem Ziel, Ihre Silhouette zu unterbrechen und möglichst wenig sichtbar zu sein.

Besonders bei der Pirsch steigern solche gezielten Positionswechsel hinter natürlichen Hindernissen Ihre Erfolgschancen erheblich. Wer sich taktisch von Deckung zu Deckung bewegt, bleibt für das Wild deutlich schwerer erkennbar und kommt unbemerkt näher.

Bleiben Sie möglichst bodennah
Bei der Bewegung im Gelände gilt: Je tiefer Sie sich halten, desto unauffälliger bleiben Sie. Vermeiden Sie es unbedingt, sich gegen den Horizont oder eine offene Himmelslinie abzuzeichnen, denn das macht Ihre Silhouette sofort erkennbar. Eine erhöhte Position ohne Deckung hebt Sie optisch deutlich von der Umgebung ab, unabhängig davon, wie gut Ihr Tarnmuster gewählt ist.

Denken Sie daran: Tarnkleidung ist nicht dafür gemacht, Sie vor dem Himmel unsichtbar zu machen, sondern in der natürlichen Umgebung. Wer sich nah am Boden bewegt und dabei Geländekanten, Böschungen oder Vegetation als Hintergrund nutzt, verschmilzt wesentlich besser mit dem Umfeld.

Wenn Sie Ihre Tarnung weiter optimieren möchten, finden Sie zusätzliche Informationen im Beitrag: Wie tarnen Sie sich bei der Jagd effektiv?

Mit und gegen den Wind arbeiten
Bewegen Sie sich idealerweise gegen den Wind, denn so wird Ihre Witterung in das Gelände getragen, das Sie bereits durchquert haben. Auf diese Weise wird das Wild vor Ihnen nicht durch Ihren Geruch gewarnt. Gleichzeitig können Sie den Wind nutzen, um Ihre eigenen Geräusche zu überdecken. Besonders Böen oder raschelnde Baumkronen können dabei helfen, Ihre Schritte oder leise Bewegungen zu maskieren und so unbemerkt näher an das Wild heranzukommen.

Am wichtigsten aber: Lernen Sie durch Praxis. Gehen Sie ins Revier, probieren Sie unterschiedliche Techniken aus und passen Sie sie an Ihre Jagdweise an. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Dennoch hoffe ich, dass Ihnen diese Hinweise eine wertvolle Orientierung bieten – und Sie auf Ihrer nächsten Pirsch einen spürbaren Vorteil verschaffen.