Drückjagd

Richtig gekleidet für die Ansitzjagd

Sich für die Ansitzjagd richtig anzuziehen, ist oft schwieriger, als man denkt. Schon ein kleiner Fehler, wie das Ignorieren der Wetterbedingungen, Vergesslichkeit beim Packen oder einfach Eile, kann den Jagdtag ruinieren.

Zunächst lässt sich die Ansitzjagd in zwei Kategorien einteilen. Die erste, die leichtere Variante, ist die Einzeljagd. Sie gehen allein ins Revier, gehören keiner organisierten Jagdgesellschaft an und können selbst entscheiden, wann Sie die Jagd beginnen und wann Sie sie beenden.
Wenn Sie frieren, sich unwohl fühlen oder einfach genug haben, können Sie jederzeit abbrechen und nach Hause fahren, ohne Probleme.

Im Gegensatz zu aktiven Jagdarten wie der Pirsch müssen Sie sich hier kaum Sorgen um Schwitzen oder körperliche Belastung machen, es sei denn natürlich, Sie wählen zu warme Kleidung oder legen auf dem Weg zum Hochsitz ein zu hohes Tempo vor.
Die meisten Ansitze für Einzeljäger sind stabile Hochsitze mit Wänden, die vor Wind schützen, und einem Dach, das Regen abhält.

Das bedeutet: Sie können sich kleiden, wie Sie möchten. Ob Fleece, Loden oder Tweed - Sie haben freie Wahl. Funktionalität spielt hier oft eine kleinere Rolle als Stil - wenn Sie darauf Wert legen. Die Folgen einer falschen Kleiderwahl sind in der Regel harmloser: Man kann kurz aufstehen, um sich aufzuwärmen, zur Jagdhütte oder ins Auto zurückkehren oder den Tag einfach beenden. Natürlich schützt Sie die richtige Vorbereitung und Kleidung vor einem vorzeitig beendeten Jagdtag.

“Auf dem Hochsitz kann man leicht mehrere Stunden nahezu regungslos verbringen. Schon bei mildem Wetter wird einem dabei schnell kalt – ganz zu schweigen von den Momenten, in denen das Wetter umschlägt und Wind oder Regen einsetzen.”

Anders bei Gesellschaftsjagden -Vorbereitung ist entscheidend

Ganz anders sieht es aus, wenn Sie in einer Gruppe jagen, wie es bei Drückjagden üblich ist - wenn auch nicht ausschließlich dort.

Zunächst einmal haben Sie keinen Einfluss auf den Ablauf. Sie unterstehen der Jagdleitung, die festlegt, wie lange das Treiben dauert. Ihren Stand dürfen Sie nicht verlassen, auch dann nicht, wenn Sie frieren oder durchnässt sind. Sicherheit und Disziplin stehen hier über allem. Das bedeutet: Sie bleiben, bis das Signal zum Ende der Jagd gegeben wird. Keine Ausnahmen.

Zweitens haben Sie in der Regel keine freie Standwahl. Die Plätze werden ausgelost oder von der Jagdleitung zugewiesen. Mit etwas Glück bekommen Sie einen hohen, komfortablen Hochsitz, doch meist handelt es sich um niedrige Plattformen, die keinen Schutz vor Wind oder Wetter bieten.

Drittens wissen Sie nicht, wie lange Sie ausharren müssen. Manche Treiben dauern nur 30 Minuten, vielleicht eine Stunde, dann sind die Treiber durch, und die Schützen wechseln den Standort. Doch meist werden größere Flächen bejagt, in denen das Wild langsam, vorsichtig und mit vielen Stopps vorrückt. Das verlangsamt den Ablauf, und Sie können leicht mehrere Stunden nahezu unbewegt auf dem Stand verbringen.

Lange Bewegungslosigkeit bedeutet: Auskühlung ist fast unvermeidbar, selbst bei vermeintlich angenehmen Temperaturen und bei schlechtem Wetter kann das schnell problematisch werden.

So kleiden Sie sich richtig für die Ansitzjagd

Nehmen Sie lieber zu viel mit als zu wenig. Auf dem Weg zum Hochsitz werden Sie kaum große Strecken zu Fuß zurücklegen, denn oft führt der Weg direkt mit dem Geländewagen oder sogar mit dem Lift bis zum Stand. Das zusätzliche Gewicht spielt also keine Rolle.
Packen Sie eine Ersatzschicht ein, wie etwa einen Pullover, eine Weste, einen warmen Schal oder einen dicken Halswärmer. Wenn Sie frieren, werden Sie den Unterschied sofort spüren.

Achten Sie darauf, dass die äußere Schicht sowohl vor Feuchtigkeit als auch vor Wind schützt. Diese beiden Elemente rauben Ihnen schnell die Wärme, und selbst dicke Kleidung nützt wenig, wenn Wasser oder kalte Luft eindringen können.

Wählen Sie Jacken und Pullover mit langen Ärmeln. Auf dem Ansitz verbringen Sie die meiste Zeit sitzend, dabei beugen sich Arme und Beine, der Stoff rutscht hoch und legt Handgelenke oder Knöchel frei. Tragen Sie außerdem lieber etwas weitere Kleidung: So bleibt Platz für zusätzliche Schichten und isolierende Luft, die für Wärme sorgt. Eng anliegende Mode mit kurzen Bündchen mag modern aussehen, doch für eine Jagd bei kaltem Wetter ist sie völlig ungeeignet.

Auch die Schuhe sollten ausreichend Platz bieten, besonders, wenn Sie dickere Socken tragen. Wenn die Zehen eingeengt sind, lässt sich kaum noch Wärme erzeugen, und die Luftisolierung fehlt. Das führt schnell zu schmerzhaft kalten Füßen.

Entscheiden Sie sich für hohe, wetterfeste Stiefel, die vor Schnee und Feuchtigkeit schützen. Beim Sitzen zieht sich die Hose oft hoch, und kalte Luft kann leicht eindringen. Achten Sie darauf, dass kein Wasser oder Schnee von oben in die Schuhe gelangen kann - das ist nicht nur unangenehm, sondern kühlt den Körper schnell aus.

Wählen Sie eine längere Jacke und Hosen mit hoher Taille, idealerweise mit Hosenträgern. So bleibt der untere Rücken und die Nierenpartie geschützt. Beim Sitzen oder Bücken rutscht der Stoff leicht hoch, und ein unbedeckter Rücken kann schnell zu ernsthaften Problemen führen.

Nehmen Sie außerdem etwas mit, um sich gegen die Kälte der Sitzfläche zu isolieren, etwa ein Sitzkissen, eine Schaumstoffunterlage oder notfalls einen Futteral. Das erhöht den Komfort deutlich und verhindert, dass Sie von unten auskühlen.

Natürlich darf die Mütze nicht fehlen. Wählen Sie ein Modell, das sich leicht hochklappen lässt, um die Ohren freizulegen, so hören Sie herannahendes Wild rechtzeitig und können sich vorbereiten, ohne hektische Bewegungen zu machen.

Handschuhe gehören immer ins Gepäck. Sie brauchen kaum Platz und sind im entscheidenden Moment Gold wert. Kalte Füße oder Ohren lassen sich ertragen, aber mit steifen, durchgefrorenen Fingern wird präzises Schießen fast unmöglich. Zudem verlieren wir durch Adrenalin und Bewegungsmangel noch schneller Wärme. Ich selbst habe bei einer Sommerjagd auf Rehbock erlebt, wie meine Hände trotz milder Temperaturen eiskalt wurden.

Ein weiterer Grund, Handschuhe das ganze Jahr über zu tragen: Unsere Hände sind oft das auffälligste Element unserer Silhouette. Sie bewegen sich am schnellsten und sind für das Wild am leichtesten zu erkennen, auch auf große Distanz.

Tragen Sie zudem ein sichtbares Signal-Element: Mütze, Handschuhe, Schal oder Weste in Signalorange oder Rot. In vielen Ländern ist dies ohnehin Pflicht, doch auch unabhängig davon gilt: Diese Farben machen Sie für andere Jäger sichtbar, ohne dass Wild sie wahrnimmt. Nichts trägt mehr zur Sicherheit bei, als zu wissen, wo sich die anderen befinden.

Das Schichtprinzip – Wärme mit System

Zum Schluss ein besonders wichtiger Rat: Tragen Sie mehrere Schichten. Einige dünne Lagen unter der Jacke wirken meist besser als eine einzige dicke Isolierung. Außerdem können Sie sich so flexibel an wechselnde Wetterbedingungen und Ihr eigenes Temperaturempfinden anpassen.

Es ist deutlich einfacher, einen Pullover auszuziehen oder den wärmenden Fleece aus dem Rucksack überzuziehen, als sich zwischen dick angezogen oder frieren entscheiden zu müssen.
Ein langärmliges Shirt, Funktionsunterwäsche, Flanellhemd, Fleecejacke, Handschuhe und Ersatzsocken nehmen kaum Platz im Rucksack ein und machen im entscheidenden Moment den Unterschied.

Und vergessen Sie nicht: Beheizbare Kleidung ist längst kein Luxus mehr. Wenn Sie die Wärme direkt am Körper regulieren können, während draußen Wind und Wetter toben, werden Sie diesen Komfort schnell zu schätzen wissen.

Verfasst in Zusammenarbeit mit Lukasz Dzierzanowski – Autor, Jäger, Nachsuchenführer und Waffenenthusiast aus Polen. Wenn er nicht auf der Jagd ist, lehrt er Computertechnik an einer technischen Universität in seiner Heimatstadt Opole.
Fotos: Pulsar & Härkila.