Drückjagd
Wildtiere nach der Drückjagd sicher finden
Der größte Misserfolg eines Jägers oder einer Jägerin besteht nicht darin, keinen Schuss abzugeben oder kein Wild zu sehen. Das eigentliche Versagen ist es, ein Stück zu verletzen oder zu erlegen und es anschließend nicht zu finden. Mit diesen Tipps verringern Sie das Risiko erheblich.
Die Jagd ist Abenteuer, Begegnung mit Freunden, Entspannung, Wettstreit mit der Natur und vieles mehr. Doch zu vergessen, dass das Erlegen des Wildes ihr zentraler Bestandteil ist, hieße, sich selbst und andere zu täuschen.
Dass wir als Jägerinnen und Jäger das Leben eines Lebewesens nehmen, um sein Fleisch, Fell oder Geweih bzw. seine Waffen zu besitzen, verpflichtet uns zu tiefem Respekt. Dieser Respekt zeigt sich vor allem darin, den Schuss so präzise und waidgerecht wie möglich anzutragen.
Genau das unterscheidet die Jagd vom Schießstand. Wenn Erfolg in Zahlen, Gewicht oder Punktwerten gemessen wird, geht der wahre Sinn der Jagd verloren.
Ich bin kein Freund davon, bei Gesellschaftsjagden denjenigen zum „König der Jagd“ zu ernennen, der die meisten Stücke geschossen hat. Noch weniger mag ich die Tradition, den „König der Fehlschüsse“ zu küren - das ist nichts, worüber man lachen sollte.
Das größte Versagen eines Jägers ist nicht, leer ausgegangen zu sein, sondern ein Tier zu verletzen oder zu erlegen und es nicht wiederzufinden.
Deshalb möchte ich einige Ratschläge weitergeben, aus der Sicht eines Jägers, der nicht nur selbst auf die Jagd geht, sondern auch als Nachsuchenführer ganze Jagdgesellschaften unterstützt. Vielleicht helfen sie Ihnen dabei, kein Stück zu verlieren.
„Denken Sie daran: Auf einer Drückjagd arbeiten wir alle als Team, und jeder trägt zum Erfolg des Tages bei. Eine hohe Effizienz ist Grund zur Freude - nichts jedoch ist entmutigender, als wenn ein Stück verloren geht."

Vor dem Schuss aufmerksam zuhören und vorbereiten
Hören Sie beim Briefing des Jagdleiters genau zu. Welche Regeln gelten?
Was wird von Ihnen erwartet, wenn Sie geschossen haben?
Gibt es jemanden, der für die Nachsuche verletzten Wildes verantwortlich ist?
Und: Wie sollen Sie den Schuss und seine Richtung melden?
Wenn Sie vom Veranstalter keine spezielle Markierungsbänder erhalten, stellen Sie sicher, dass Sie Taschentücher oder etwas Toilettenpapier dabeihaben. Diese können bei der Nachsuche von unschätzbarem Wert sein, sie dienen als einfache, aber wirkungsvolle Markierungen für den Nachsuchenführer.

Am Stand - Überblick und Orientierung sind entscheidend
Sobald Sie Ihren Stand eingenommen haben, sollten Sie sich so genau wie möglich mit Ihrer Umgebung vertraut machen.
Wo dürfen Sie sicher schießen?
Welche Entfernungen und Winkel sind zulässig?
Prägen Sie sich markante Orientierungspunkte ein, wie Bäume, Sträucher, Steine oder Geländekanten, die Ihnen später helfen, den Anschuss oder die Fluchtrichtung des Wildes wiederzufinden.
Ein kleiner Entfernungsmesser kann dabei äußerst nützlich sein, vor allem bei Jagdformen wie Monterias, bei denen Schussdistanzen von über 100 bis 200 Metern keine Seltenheit sind.
Beachten Sie außerdem, welche Stellen für einen sicheren und präzisen Schuss am günstigsten sind. Wenn Sie das Gelände gut kennen, können Sie den richtigen Moment abpassen, manchmal lohnt es sich zu warten, manchmal müssen Sie rasch handeln, bevor sich die Gelegenheit wieder schließt.

Im Eifer des Gefechts einen kühlen Kopf bewahren
Eine Drückjagd kann unglaublich aufregend sein. Genießen Sie diesen Moment, aber behalten Sie einen klaren Kopf. Geben Sie gezielte, überlegte Schüsse ab. Es ist immer besser, selektiv zu schießen, als in der Aufregung eine Schussserie abzugeben.
Verzichten Sie auf den Schuss, wenn das Wild zu weit entfernt, zu schnell in Bewegung oder teilweise verdeckt ist, wie etwa durch Bäume, Sträucher oder hohe Vegetation.
Schießen Sie nur, wenn Sie sich absolut sicher sind, dass Sie treffen. Versuchen Sie nicht Ihr Glück, der Schießstand ist der richtige Ort, um Ihre Treffsicherheit zu prüfen und zu verbessern. Ein Tier ist kein Zielscheibenersatz und kein Tontaube. Richten Sie den Lauf nicht auf ein weiteres Stück, solange Sie nicht sicher sind, dass das erste liegt oder zumindest sicher getroffen ist.
Versuchen Sie nicht, durch riskante Schüsse zu beeindrucken. Zielen Sie immer auf den Herz-Lungen-Bereich, nicht auf Kopf oder Träger. Dieses Zielgebiet ist deutlich größer und verzeiht kleine Abweichungen.
Die Vorstellung, ein Tier, das nach einem Kopf- oder Trägerschuss nicht sofort zusammenbricht, sei gar nicht getroffen, ist falsch.
Ein minimaler Fehler kann hier grausame Folgen haben - ein zertrümmerter Kiefer, eine verletzte Luftröhre oder ein durchschossener Schlund führen zu einem langsamen, qualvollen Tod.
Bewundern Sie nicht Ihren Schuss, sondern bleiben Sie bereit für einen zweiten. Wenn das Stück spektakulär zusammenbricht, sollte das Ihre volle Aufmerksamkeit wecken, nicht den Griff zur Zigarre. Oft ist das Tier nicht tot, sondern nur kurzzeitig betäubt und steht plötzlich wieder auf, um schwer verletzt zu flüchten, häufig außer Reichweite der Nachsuche.


Nach dem Treiben - Verhalten am Anschuss
Wenn nichts anderes angeordnet wurde, gehen Sie direkt zu der Stelle, an der das Wild stand, als Sie geschossen haben.
Suchen Sie nach Hinweisen auf einen Treffer - Blut, Knochensplitter, Haare oder tiefer eingetretene Fährten. Markieren Sie diese Fundstellen.
Wenn Sie nichts Geeignetes zur Hand haben, brechen Sie einen Zweig und legen Sie ihn sichtbar auf den Boden. Diese alte Jagdtradition hat ihren Sinn - jeder Jäger versteht solche Zeichen.
Sie würden sich wundern, wie oft genau diese einfachen Markierungen den entscheidenden Anfangspunkt für eine erfolgreiche Nachsuche bilden. In der Regel dürfen Sie dem Anschuss kurz folgen, aber gehen Sie nicht zu weit.
Wenn Sie das Stück nicht in Sicht haben, kehren Sie zur Gruppe zurück, denn die Nachsuche ist Aufgabe des Schweißhundführers, nicht des Schützen.
Muss ein Stück erlöst werden, stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie dazu befugt sind. Gerade wenn Hunde im Einsatz sind, ist das meist allein dem Hundeführer vorbehalten - aus Sicherheitsgründen und im Sinne einer klaren Zuständigkeit.

Aus Sicht des Nachsuchenführers
Nichts erleichtert unsere Arbeit so sehr wie ein disziplinierter Jäger, der präzise und verlässliche Informationen aus erster Hand weitergibt.
Umgekehrt kann eine an sich einfache Nachsuche unnötig schwierig werden, wenn der Anschuss nicht markiert, die Angaben ungenau oder die Fährte zertrampelt wurde.
Denken Sie daran: Auf der Jagd sind wir ein Team, und jeder Beitrag zählt.
Eine erfolgreiche Jagd ist Grund zur Freude, nichts aber ist so ernüchternd, wie ein verlorenes Stück Wild.

Verfasst in Zusammenarbeit mit Lukasz Dzierzanowski - Autor, Jäger, Nachsuchenführer und Waffenenthusiast aus Polen.
Wenn er nicht auf der Jagd ist, lehrt er Computertechnik an einer technischen Universität in seiner Heimatstadt Opole.
Fotos: Pulsar & Härkila.