Drückjagd
Die Vorteile von Wolle bei der Jagd
Neben Leder gehört Wolle zu den ältesten Materialien, die der Mensch zur Herstellung von Kleidung verwendet. Und trotz aller technologischen Fortschritte bleibt sie eines der besten und beliebtesten Materialien für Jägerinnen und Jäger.
Wenn wir prähistorische Felsmalereien betrachten, die vor Tausenden von Jahren entstanden, fällt eines auf: In vielerlei Hinsicht sind wir unseren Vorfahren ähnlicher, als wir denken.
Natürlich ist seitdem viel Zeit vergangen und die Technik hat sich weiterentwickelt, wir müssen heute nicht mehr jagen, um zu überleben. Doch im Kern haben wir uns kaum verändert. Wie sie lieben wir es, mit Freunden zu jagen, am Feuer von unseren Erlebnissen zu erzählen und Wildbret zu genießen. Für viele von uns ist die Jagd weit mehr als ein Hobby - sie ist eine Lebensweise.
Aber was ist mit dem Fortschritt, mit Wissenschaft und Ingenieurskunst? Heute können wir Wild im Dunkeln erkennen, auf enorme Distanzen präzise treffen und moderne Munition nutzen, die nahezu den sofortigen Erfolg verspricht. Und dennoch, all das spielt eine geringere Rolle, als man vermuten würde.
Natürlich würde niemand mit gesundem Menschenverstand mit einem angespitzten Stock auf die Jagd gehen. Doch das wachsende Interesse an der Bogenjagd zeigt, dass wir uns nach Ursprünglichkeit sehnen. Und unter allen Jagdarten ist wohl die Drückjagd die ursprünglichste Form des Jagens, mit ihren unmittelbaren Begegnungen und dynamischen Momenten.
Sie ist zugleich eine der spannendsten und faszinierendsten Formen moderner Jagd. Man könnte sagen: „Aber unsere Kleidung ist doch völlig anders!“
Stimmt, niemand würde heute mit einem Fell über der Schulter in den Wald gehen.
Doch viele Jägerinnen und Jäger bevorzugen Wolle gegenüber allen modernen Hightech-Materialien, Membranen und synthetischen Fasern - nicht aus Nostalgie, sondern weil dieses Naturmaterial bis heute Wunder wirkt.

„Viele Jägerinnen und Jäger bevorzugen Wolle gegenüber modernen Erfindungen, Membranen und synthetischen Stoffen - nicht, weil sie Traditionalisten sind, sondern weil dieses Naturgarn nach wie vor erstaunlich leistungsfähig ist."
Was macht gute Jagdbekleidung aus?
Überlegen wir kurz, was gute Jagdbekleidung eigentlich leisten muss.
Unsere Kleidung soll funktional sein und ihren Zweck zuverlässig erfüllen.
Natürlich möchten die meisten von uns dabei auch gut aussehen, doch niemals auf Kosten der Praxistauglichkeit.
Niemand bestreitet, dass eine gute Ausrüstung Komfort bieten und die Effizienz auf der Jagd verbessern muss.
Denn Jagd findet nur selten bei idealem Wetter statt. Abgesehen von wenigen Tagen, an denen die Sonne einen fast verwöhnt, zeigt uns die Natur meist ihr raues Gesicht. Regen, Wind, Kälte - oder alles gleichzeitig - sind die Regel, nicht die Ausnahme.
Also: Was genau erwarten wir von guter Jagdbekleidung?

Thermischer Komfort – warm bleiben, ohne zu überhitzen
Nicht auszukühlen gehört zu den größten Herausforderungen beim Warten auf Wild. Natürlich kann man mehrere dicke Schichten anziehen und sich fühlen wie das Michelin-Männchen, doch Bewegungsfreiheit wäre damit kaum noch gegeben.
Noch schlimmer: Bei körperlicher Aktivität überhitzt man schnell, beginnt zu schwitzen, und die Kleidung wird feucht. Die Folge: Der Wärmeverlust setzt ein und bleibt oft bis zum Ende des Jagdtages bestehen.
Eine gute thermische Isolierung muss daher effizient, leicht und anpassungsfähig sein. Wobei die Kleidung überschüssige Wärme abgeben können sollte, sobald Sie ins Schwitzen geraten. Nur dann erfüllt sie ihren Zweck, unabhängig von den Bedingungen.
Wolle ist bekannt dafür, warm zu halten, aber das Besondere an diesem Material ist, dass sie auch beim Abkühlen hilft. Deshalb überhitzen Schafe im Sommer nicht.
Die Fasern leiten überschüssige Wärme ab, während winzige Lufttaschen zwischen den Haaren als natürliche Isolatoren wirken - sie schützen vor Kälte von außen, sorgen aber gleichzeitig für Kühlung bei Wärme.
Ein weiterer Vorteil: Wolle besitzt ein hohes Wärme-Gewichts-Verhältnis.
Ein Wollhemd ist in der Regel deutlich wärmer als ein synthetisches Hemd gleicher Stoffdicke und dabei ebenso angenehm zu tragen.

Atmungsaktivität – trocken bleiben, wenn es darauf ankommt
Die sogenannte Atmungsaktivität beschreibt die Fähigkeit eines Materials, Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf nach außen abzuleiten. Dabei geht es nicht nur um Tragekomfort, sondern auch um die Regulierung der Körpertemperatur.
Wolle ist von Natur aus atmungsaktiv. Ihre Lufttaschen speichern nicht nur Wärme, sondern können auch große Mengen Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Dadurch entsteht ein trockenes Mikroklima direkt auf der Haut, das Sie warm, trocken und komfortabel hält, selbst bei wechselndem Wetter oder längeren Jagden im Revier.

Feuchtigkeitsisolierung – trocken bleiben, wenn andere Materialien versagen
Obwohl die äußerste Schicht der Wollfaser, die sogenannte Epidermis oder Epicuticula, Wasser abweist, ist sie nicht vollständig wasserdicht.
Wollkleidung wird mit der Zeit feucht, doch das Entscheidende ist:
Dank ihrer hohen Saugfähigkeit von bis zu 30 % ihres Eigengewichts, kann Wolle Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich sofort nass anzufühlen.
Das bedeutet: Sie bleiben deutlich länger trocken und komfortabel als in synthetischer Kleidung.
Geräuscharmut – lautlos durch den Wald
Es gibt viele synthetische Materialien, die Wolle in bestimmten Eigenschaften übertreffen. Sie sind reißfester, strapazierfähiger oder bieten einen besseren Schutz gegen äußere Nässe.
Einige Membranen sind so konstruiert, dass sie Feuchtigkeit nur in eine Richtung durchlassen - ein technisches Meisterwerk.
Doch fast alle synthetischen Stoffe haben einen entscheidenden Nachteil:
Sie sind laut. Das Rascheln und Knirschen mag auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen, doch es verrät Sie und stört die Konzentration, selbst wenn kein Wild in der Nähe ist.
Ich kenne keine Jägerin und keinen Jäger, die es nicht stören würde, wenn jede Bewegung ein Geräusch erzeugt. Jeder lautlose Schritt stärkt das Vertrauen, die Ruhe und die Präzision und damit die Erfolgschancen auf der Jagd.
Wolle ist vollkommen geräuschlos. Sie absorbiert Geräusche, anstatt sie zu verstärken. In dieser Hinsicht gibt es kein besseres Material. Punkt.

Geruchsneutralität – unsichtbar für die Nase des Wildes
Nicht nur Geräusche verraten den Jäger, sondern der menschliche Geruch ist für das Wild oft das deutlichere Warnsignal. Selbst wer bewegungslos und lautlos im Ansitz sitzt, wird durch seinen Körpergeruch wahrgenommen.
Hier zeigt sich ein weiteres Problem vieler atmungsaktiver Materialien:
Sie transportieren Schweiß zwar effektiv nach außen, aber mit ihm auch den Geruch, der den Jäger unweigerlich verrät.
Genau hier spielt Wolle ihre natürlichen Stärken aus. Sie nimmt die Feuchtigkeit direkt von der Haut auf, also auch den Schweiß, und bindet gleichzeitig die entstehenden Geruchsmoleküle.
Diese werden erst beim Waschen wieder freigesetzt - ein unschätzbarer Vorteil, wenn Sie dem Wild so lange wie möglich verborgen bleiben wollen.

Feuerresistenz – sicher und natürlich geschützt
Seit Anbeginn der Jagd gehören Feuer und Jäger untrennbar zusammen.
Ein wärmendes Lagerfeuer, das Zubereiten der Beute oder einfach das gesellige Beisammensitzen - Feuer ist Teil unserer Jagdkultur.
Doch moderne, synthetische Stoffe haben hier eine empfindliche Schwachstelle: Ein einziger Funke genügt, um ein Loch in die Jacke oder Hose zu schmelzen und im schlimmsten Fall den gesamten Jagdtag zu ruinieren.
Kommt man einem Feuer zu nahe, können diese Stoffe schnell schmelzen oder sich entzünden, was schwere Verbrennungen verursachen kann.
Wolle ist von Natur aus schwer entflammbar. Sie löscht sich selbst, brennt nicht weiter und schmilzt nicht - auch nicht bei großer Hitze. So bleiben Sie sicher, geschützt und komfortabel, selbst am Feuer oder beim Aufwärmen nach einem langen Jagdtag.

Umweltfreundlich – im Einklang mit der Natur jagen
Ein wahrer Jäger oder eine wahre Jägerin ist immer auch Naturschützer oder Naturschützerin. Er oder sie achtet nicht nur auf das Wild, sondern ebenso auf dessen Lebensraum und auf die eigene Umwelt.
Synthetische Stoffe wie Polyester, Nylon oder Acryl tragen beim Waschen erheblich zur Verschmutzung der Ozeane durch Mikroplastik bei.
Wolle hingegen tut das nicht. Sie ist ein natürliches, nachwachsendes und zu 100 % biologisch abbaubares Material.
Wenn wir also etwas für kommende Generationen hinterlassen,
dann, wie schon unsere prähistorischen Vorfahren, Kunst und Handwerk,
statt Plastikmüll.
Das perfekte Material?
Ist Wolle das perfekte Material? Natürlich hat sie auch ihre Grenzen, sie ist mechanisch weniger widerstandsfähig als moderne Kunstfasern und nicht vollständig wasserundurchlässig. Doch selbst unter den härtesten Wetterbedingungen oder bei anspruchsvollster Aktivität ist sie die ideale innere Schicht unter einer Membran oder einer schützenden Außenschicht.
Trotz aller technologischen Fortschritte gilt: Es bleibt schwer, die gute alte Wolle zu übertreffen. Sie vereint Funktion, Komfort, Nachhaltigkeit und Natürlichkeit und ist damit auch heute noch eine der besten Entscheidungen für die Jagd.