Drückjagd

Folgen Sie diesen Regeln für eine sichere Jagd

Sicherheit bei der Drückjagd -Verantwortung beginnt bei Ihnen

Bei einer Drückjagd kann vieles schiefgehen, wenn man die Sicherheit vernachlässigt. Doch wer ein paar einfache Regeln beachtet, kann die Jagd sicher genießen.

„Und bitte denken Sie daran: Sicherheit geht immer vor!“ Diese Worte hört man wohl bei nahezu jeder Drückjagd, bevor es ins Treiben geht. Und das aus gutem Grund: Unsere Leidenschaft für die Jagd bringt genug Risiken mit sich, um sie mit dem nötigen Respekt zu behandeln.

Wer an einer Jagd teilnimmt, trägt Verantwortung, nicht nur für die eigene Sicherheit, sondern auch dafür, andere nicht versehentlich zu gefährden.

Wenn Sie eine Versicherung für eine Jagdreise abschließen, finden Sie die Jagd oft in der Kategorie Extremsport. Kann sie wirklich so gefährlich sein wie Bungee-Jumping, Downhill-Mountainbiking, Tauchen oder Abseilen?
Nun ja, sie kann es sein, wenn die Teilnehmer die Sicherheitsregeln missachten. Wer die Vorstellungskraft verliert oder sich zu sehr von Leidenschaft und Jagdfieber tragen lässt, riskiert, andere oder sich selbst in ernste Gefahr zu bringen.

„Eine Kugel pfiff einmal nur wenige Zentimeter an meinem Kopf vorbei. Das möchte ich kein zweites Mal erleben …“

Ihre eigene Sicherheit - sehen und gesehen werden

Eine Drückjagd kann viele verschiedene Szenarien annehmen. Nur selten läuft alles genau nach Plan. Wetterumschwünge, Kommunikationsprobleme, Missverständnisse, die Bewegung der Treiber und Hunde oder das Verhalten des Wildes können schnell für Unordnung sorgen.

In der Folge kann es passieren, dass plötzlich jemand - ein Jäger oder Treiber - in einem Bereich auftaucht, der zuvor als sicher galt. Manchmal werden die Schusssektoren, die an Bäumen markiert sind, übersehen. Oder der Schützenstand steht an einer kurvigen Forststraße, was es schwierig macht, eine sichere Schussrichtung zu wählen. In manchen Revieren liegen die Stände an sich kreuzenden Wegen näher beieinander, als die Schützen vermuten. Die Gründe sind vielfältig, doch eines bleibt klar: Sicherheit beginnt mit Wissen darüber, wo sich andere Personen befinden. Und dieses Wissen wird am einfachsten, wenn man sie sehen kann.

Sichtbarkeit rettet Leben

In fast ganz Europa ist heute Signalfarbe Pflicht bei der Drückjagd. Doch nicht immer sind die Vorschriften klar formuliert und manche Jäger glauben, ein einzelner orangefarbener Streifen genüge bereits. Doch was, wenn das nicht reicht?

Ich erinnere mich an Situationen, in denen ein Nachbarschütze mit einer leuchtenden Binde am linken Arm völlig aus meinem Blickfeld verschwand, einfach, weil ich rechts von ihm stand. Oder an alte, verblichene Mützenbänder, die aus 30 Metern Entfernung praktisch unsichtbar waren.

Seien Sie sichtbar. Tragen Sie eine Signalweste und eine orangefarbene oder rote Kopfbedeckung (sofern erlaubt) über Ihrer gewohnten Jagdkleidung - besonders dann, wenn Sie keine spezielle Drückjagd-Bekleidung besitzen.

Verlassen Sie Ihren Stand nicht

Bleiben Sie an Ihrem Platz, bis das Treiben offiziell beendet ist.
Das ist eine der grundlegendsten Sicherheitsregeln bei der Drückjagd. Jede verantwortungsbewusste Jägerin und jeder Jäger prägt sich beim Einnehmen des Standes ein, in welche Richtungen sicher geschossen werden darf und ebenso welche tabu sind.

Wer sich während des Treibens unerlaubt bewegt, begibt sich nicht nur selbst in Gefahr, sondern gefährdet auch andere.

Wenn Sie Ihren Stand einnehmen, machen Sie sich für Ihre Nachbarn sichtbar, durch ein kurzes Handzeichen, nicken Sie zur Begrüßung und stellen Sie sicher, dass man Sie sieht. Und behalten Sie diese Sichtbarkeit bis zum Ende des Treibens bei.

Sicherheit auf dem Hochsitz

Das Sitzen auf einem Hochsitz birgt ganz eigene Risiken. Holz altert und wird mit der Zeit brüchig. Der Jagdpächter oder Revierinhaber lässt den Zustand der Sitze vermutlich jährlich überprüfen, aber sicher sein kann man nie.

Achten Sie beim Aufstieg besonders auf die Sprossen der Leiter und stellen Sie sicher, dass Sie immer mindestens drei feste Kontaktpunkte haben. Lehnen Sie sich nie mit dem gesamten Körper gegen das Geländer, ich kenne zwei Fälle, in denen Jäger schwer verletzt wurden, nachdem sie gestürzt sind. Und man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn man dabei noch ein geladenes Gewehr in den Händen hält.

Im späten Herbst und Winter kann das Holz zudem rutschig und tückisch werden, vor allem wenn sich Moos oder Algen auf den Planken bilden. Nehmen Sie am besten eine kleine Unterlage oder Sitzmatte mit und legen Sie sie unter Ihre Stiefel - der Unterschied in der Stabilität ist erstaunlich.

Gehörschutz – Schutz, den man nicht hören kann

Erstaunlich viele Jäger und Jägerinnen ignorieren noch immer die Empfehlungen zum Gehörschutz. Die Begründungen sind meist dieselben: unbequem zu tragen, eingeschränktes Richtungshören, weniger Gefühl für das Umfeld.
Das mag zum Teil stimmen, doch dieselben Personen neigen später dazu, ihr rechtes Ohr zum Gesprächspartner zu drehen, weil sie auf dem linken kaum noch etwas hören.

Das ist kein Scherz. Lärmschutz bietet noch einen weiteren, oft übersehenen Vorteil: Er reduziert den körperlichen Schock, den der Schuss verursacht. Mit einem guten Gehörschutz nehmen Sie die Reaktion des Wildes besser wahr und können, falls nötig, schneller den zweiten Schuss antragen.

Gefahr durch angeschossenes Wild

Angeschossenes Wild will nicht gefunden werden und es gibt selten kampflos auf. Das gilt besonders für Wildschweine, aber nicht nur: Ich kenne einen Fall, in dem ein Jäger durch den Angriff eines Rotwildhirsches eine Lungenverletzung erlitt. Selbst kleine Frischlinge können, wenn sie bedrängt werden, angreifen und sind mutige kleine Kämpfer, die man keinesfalls unterschätzen sollte.

Überlassen Sie die Nachsuche immer erfahrenen Spezialisten.
Sollte niemand verfügbar sein, handeln Sie mit höchster Vorsicht, insbesondere in dichtem Bewuchs, wo das verletzte Stück leicht die Oberhand gewinnen kann.

Laufmündung – kleinster Fehler, größte Gefahr

Manche Jäger tragen ihre Waffe mit dem Lauf nach unten. Das kann sicher sein, sofern Sie beim Bücken sehr vorsichtig sind. Gelangen jedoch Schnee, Erde oder Schlamm in die Mündung, steigt der Druck beim Schuss schlagartig an und im schlimmsten Fall platzt der Lauf.

Wenn Sie Ihre Waffe so tragen möchten, verwenden Sie unbedingt einen Mündungsschutz. Es gibt elegante Modelle aus Leder oder praktische Silikoneinsätze, die wie ein Stöpsel in die Laufmündung gesetzt werden.
Keine Sorge: Beim Schuss werden sie durch die Gase vollständig und sicher herausgedrückt.

Das Messer - unverzichtbar und gepflegt

Ein Jäger ohne Messer ist unvollständig. Pflegen Sie Ihre Klinge: Halten Sie sie scharf und sicher verstaut. Ein stumpfes Messer erfordert mehr Kraft und kann beim Umgang leicht außer Kontrolle geraten. Nehmen Sie sich Zeit beim Aufbrechen, arbeiten Sie präzise und ohne Hast, Ihre Jagdfreunde werden sicher warten.
Sollte es doch zu einer Schnittverletzung kommen, desinfizieren Sie die Wunde sorgfältig: Selbst unscheinbare Schnitte können problematisch werden, wenn Fremdeiweiß eindringt. Führen Sie stets ein Erste-Hilfe-Set in Ihrer Jagdausrüstung mit - nur zur Sicherheit.

Die Sicherheit anderer - denken Sie weiter als auf die Distanz des Ziels

Wenn Sie anvisieren, stellen Sie sicher, dass das Projektil auf festem Untergrund stoppen wird. Schießen Sie nicht auf Tiere, die sich auf einem Kamm oder einer Kuppe befinden, denn Sie wissen nicht, was sich dahinter befindet oder wie weit die Kugel fliegen kann. Gehen Sie kein unnötiges Risiko ein; eine bessere Schussgelegenheit bietet sich meist später.

Schießen in das Treiben - Vorsicht bei erhöhten Zielen

Das Schießen in das Treiben ist nicht immer erlaubt, besonders wenn Mitjäger am Boden stehen. Mancherorts gilt die Einschränkung nur für Schwarzwild und Füchse, nicht jedoch für springendes Schalenwild, dessen Flugbahn über dem Boden verläuft.
Schießen Sie niemals tief ins Treiben hinein, in der Regel gibt es eine festgelegte Distanzbegrenzung; informieren Sie sich vorab. Diese Regeln wurden nicht ohne Grund eingeführt. Treffen Sie niemals die Entscheidung für einen solchen Schuss, wenn Sie bereits Treiber sehen.

Nicht in die Schützenlinie schießen - Winkel und Abstand beachten

In Polen ist es verboten, so zu schießen, dass das Projektil näher als 10 Meter am nächsten Schützen vorbeigeht - eine Regel, die ich für erstaunlich großzügig halte. Ursprünglich entstand sie zu Zeiten, als überwiegend Schrotflinten verwendet wurden und die Stände dichter beieinander lagen. Bedenken Sie, was 10 Meter bedeuten, wenn Ihr nächster Nachbar 200 Meter entfernt steht - das Risiko bleibt erheblich.


Halten Sie stets einen sicheren Schusswinkel; Sie wissen nie, wo ein Abpraller enden kann. Ein Freund von mir überlebte einen solchen Zwischenfall wie durch ein Wunder. Schwingen Sie niemals quer über die Schützenlinie; ist das Wild auf der anderen Straßenseite, ist es besser, die Flinte zu schultern, bis die Lage sicher ist.

Wissen, wo Ihre Nachbarn stehen

In der Regel wissen Sie, wo derjenige Jäger sitzt, der vor Ihnen eingewiesen wurde. Achten Sie aber auch auf den nächsten Stand. Forstwege können kurvig sein, Plätze mit Ästen verdeckt oder von oben schwer einsehbar, während die Sicht von „unten“ gut ist. Werfen Sie deshalb einen genauen Blick, bevor Sie die Leiter erklimmen. Hören Sie aufmerksam auf die Anweisungen des Jagdleiters - manchmal stellt sich erst in letzter Minute heraus, dass sich in direkter Nähe ein weiterer Stand befindet, den Sie übersehen haben.

Sekundärabzug (Set-Trigger) prüfen

Viele europäische Repetierer verfügen über einen Set-Trigger (Nachstellabzug), der den Abzugswiderstand reduziert. Bei Präzisionsschüssen kann das von Vorteil sein, in dynamischen Situationen kann es jedoch gefährlich werden. Fühlt sich der Abzug zu schwergängig oder unsicher an, geben Sie die Waffe zur Überprüfung zum Büchsenmacher. Häufig ist aber auch gute Schusstechnik das beste Mittel gegen einen zu harten Abzug. Ich beobachte oft Jäger, die lieber die einfache Lösung wählen statt an ihrer Fertigkeit zu arbeiten und dann fällt der Schuss leider oft zum falschen Zeitpunkt.

Halten Sie eine sichere Routine ein

Lassen Sie Ihre Waffe niemals unbeaufsichtigt. Laden Sie nur, wenn Sie Ihren Platz eingenommen haben. Schießen Sie nicht, bevor die Nachbarn ihre Positionen bezogen haben. Entladen Sie Ihre Waffe, bevor Sie den Hochsitz verlassen: Magazin entfernen, Verschluss nach hinten ziehen oder, bei Doppel- oder Kombiwaffen, die Waffe öffnen. Machen Sie Ihren Jagdkollegen klar, dass Sie sicher arbeiten.

Ich kenne Fälle, in denen durch das Unterlassen dieser einfachen Routine Beinahe-Tragödien entstanden wären. Ich habe diese Lektion auf die harte Tour gelernt – eine Kugel pfiff einst nur wenige Zentimeter an meinem Kopf vorbei. Das möchte ich kein zweites Mal erleben.

Gesunder Menschenverstand - die wichtigste Sicherheitsvorrichtung

Ein kluger Mensch sagte einmal: Die wichtigste Sicherheitsvorrichtung einer Waffe befindet sich zwischen den Ohren des Schützen.
Es ist unmöglich, jede mögliche Situation vorherzusehen, die während einer Jagd entstehen kann. Nutzen Sie daher Ihre Vorstellungskraft und Ihren gesunden Menschenverstand. Handeln Sie verantwortungsvoll und erwarten Sie dasselbe von Ihren Jagdkameradinnen und -kameraden.

Nur dann wird die Jagd zu dem, was sie sein soll: ein sicheres und erfüllendes Erlebnis in der Natur, kein weiterer Punkt auf der immer länger werdenden Liste der Extremsportarten.

Verfasst in Zusammenarbeit mit Lukasz Dzierzanowski – Autor, Jäger, Nachsuchenführer und Waffenliebhaber aus Polen. Wenn er nicht jagt, lehrt er Computertechnik an der Technischen Universität seiner Heimatstadt Opole.