Wilderness Adventure
Winterabenteuer in Schweden: Vorbereitung auf die Auerhahn- und Birkhuhnjagd
Die Winterjagd auf Auerhahn, auch Capercaillie genannt, und Birkhahn in Schweden gehört zu den anspruchsvollsten und zugleich faszinierendsten Jagderlebnissen, die es gibt. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, endlose Kilometer auf Skiern und kurze Tage, in denen jede Minute zählt – was will man mehr?
Die Jagd im tiefen Winter hat es in sich: Temperaturen bis zu –30 °C, meterhoher Schnee und weite Distanzen, die auf Skiern zurückgelegt werden müssen. Die Tage sind kurz, das Zeitfenster für gute Schüsse knapp und genau deshalb sind Vorbereitung, Kondition und die richtige Ausrüstung der Schlüssel zum Erfolg.
Gleichzeitig muss alles, was Sie mitnehmen, zuverlässig, funktional und vertraut sein. Zu leicht packen ist riskant, zu schwer packen ebenso. Wer im Januar durch Sturm, Schneefall oder harte Geländepassagen bricht, spürt schnell, was Fehler in der Vorbereitung bedeuten.
Auch der Rückweg verdient Respekt: Ein Auerhahn wirkt nicht schwer, aber fünf zusätzliche Kilo auf dem Rücken, wenn noch 20 Kilometer bis zur Hütte vor Ihnen liegen, machen sich bemerkbar. Bei zwei oder drei Vögeln wird es richtig spannend.
Deshalb gilt: Know-how, Vorbereitung und Revierkenntnis machen den Unterschied. Dieser Leitfaden basiert auf jahrelanger Erfahrung im schwedischen Winterwald und soll Ihnen einen Vorsprung verschaffen, indem er typische Anfängerfehler erspart.

Jagen in Schweden – was Sie wissen müssen
Jagderlaubnis
In Schweden können sowohl private als auch öffentliche Flächen mit Tageskarten bejagt werden.
- Öffentliche Reviere: 100–500 SEK/Tag, erhältlich über natureit.se.
- Private Reviere: über lokale Jagdverbände oder Kontakte.
- Obligatorisch: schwedische Jagdabgabe (400 SEK), zahlbar unter naturvardsverket.se.
Im Anschluss können Sie über www.natureit.se Tageskarten für verfügbare öffentliche Jagdgebiete erwerben. Private Reviere zu finden, ist etwas anspruchsvoller, da es keine zentralen Karten der Flächen gibt, die Tageserlaubnisse anbieten. Hier hilft das regionale Büro des Svenska Jägareförbundet (Schwedischer Jagdverband) weiter; Informationen finden Sie unter www.jagareforbundet.se. Die Mitgliedschaft beim Svenska Jägareförbundet (Svenscher Jagdverband) bietet u. a. Versicherungsschutz.
Mit eigener Waffe einreisen
Für die Waffeneinfuhr müssen Sie spätestens vier Wochen vorher bei Tullverket (Zollbehörde) eine Genehmigung beantragen. Eine Einladung eines schwedischen Jagdführers ist nicht zwingend erforderlich, aber hilfreich.
Alternativ können Sie für bis zu zwei Wochen eine Waffe von einem schwedischen Jagdfreund leihen, vorausgesetzt, Sie besitzen in Ihrem Heimatland eine entsprechende Erlaubnis. Sie können keine Waffen von einem Waffengeschäft leihen.

Wo Sie im Winter jagen können
Von Dalarna bis hoch nach Lappland finden Sie traditionelle Wintergebiete für Auer- und Birkhahn. Im Winter fressen Auerhühner hauptsächlich Kiefernnadeln, daher lohnen sich Regionen mit lichten Kiefernflächen, offenen Mooren und Bergwäldern. Diese Gebiete sind schwer zu erreichen, aber traumhaft zu bejagen.
Auch junge Kiefernkulturen können gute Bestände beherbergen, sind aufgrund dichter Vegetation jedoch schwieriger zu bejagen.
Tipps für die Reviersuche:
- Karten intensiv studieren
- Regionale Jagdverbände kontaktieren
- In Facebook-Gruppen nach “Toppjakt” suchen
Wann Sie jagen sollten
Die Jagdzeit: 25. August – 15. Februar
Winterjagd (nur Hähne): 15. November – 15. Februar
Die besten Wochen: Ende Januar bis Mitte Februar
Grund: längere Tage, oft stabilere Temperaturen und aktiveres Wild.
Die letzte Stunde vor Einbruch der Dunkelheit ist besonders produktiv, denn die Vögel fressen vor der Nacht noch einmal intensiv.
Gut zu wissen: Auerhühner vergraben sich bei Sturm und Schneefall häufig im Schnee. Ein am Vormittag „leeres“ Gebiet kann am Nachmittag voller Vögel sein.
Die richtige Ausrüstung
Waffe & Optik
Distanzen von 300–400 Metern sind keine Seltenheit.
Empfohlene Kaliber: 6,5×55, 6,5 Creedmoor oder ähnliche.
Geschosse: Vollmantel oder Match-Geschosse – Wildbret bleibt besser erhalten.
Eine hochwertige Optik mit großer Vergrößerung und ein Laser-Entfernungsmesser sind essenziell. Der Schnee verfälscht Entfernungen massiv.
Ein Rucksack als Auflage ist Standard, ein Bipod ein willkommener Zusatz.
Fernglas
Ein gutes Fernglas (8×42 oder 10×42) ist wichtiger als alles andere. Sie verbringen deutlich mehr Zeit beim Beobachten als beim Schießen. Ein Brustgeschirr entlastet Nacken und Schultern und sorgt für schnellen Zugriff.
Ski & Schuhe
Auf Skiern lassen sich große Distanzen effizient überbrücken.
Empfehlungen:
- Tiefer Schnee → breite, lange Holzski
- Hügelland → moderne Tourenski mit Steigfellen (z. B. Åsnes, Fischer)
Schuhe: warme Modelle mit wechselbarem Wollinnenschuh. Unbedingt vorher einlaufen!
Ski- und Teleskopstöcke mit großen Tellern sind Pflicht, damit Sie nicht im Schnee versinken.

Bekleidung
Das Schichtprinzip ist entscheidend:
Baselayer: Merinowolle
Midlayer: isolierend, atmungsaktiv
Outer Layer: weiß, nicht wasserdicht → verhindert Schwitzen
Unverzichtbar:
- Warme Fäustlinge + dünne Liner
- Zwei Mützen (dünn + dick)
- Primalofthose & -jacke für Pausen
- Ersatzhandschuhe und -mütze
- Skibrille
- Karte, Kompass, Stirnlampe
Rucksack & Verpflegung
Ein 35–45-Liter-Rucksack ist ideal.
Außenliegende Netztasche für das Wild erleichtert den Rückweg.
Proviant:
- Mind. 1 Liter Flüssigkeit
- Warmes Essen im Thermobehälter
- Snacks, Riegel, Sandwiches
- Sitzkissen für Pausen

Fazit
Die Winterjagd in Schweden ist ein Erlebnis, das Körper, Ausrüstung und Vorbereitung aufs Äußerste fordert. Doch mit guter Planung, der richtigen Ausrüstung und einem realistischen Blick für die eigenen Grenzen wird sie zu einer unvergesslichen Erfahrung.
Es ist nicht die Ausrüstung allein, die eine erfolgreiche Jagd ausmacht – sondern Können, Vorbereitung und Beharrlichkeit.
Waidmannsheil und sichere Winterjagd!